Raus aus der Angstspirale

(ein Artikel von Judith Beer)

Den Spruch haben wir alle schon einmal gehört: „Mach dir doch nicht so viele Gedanken!“
Ja, wenn das nur so einfach wäre. ‚Was ist wenn…, ich kann das nicht…, das schaff ich nie…,
die anderen sind viel besser…, ich sollte, müsste…außerdem: Die Kinder, die Arbeit, das
Haus, der Terror, ach und ÜBERHAUPT!

Solche und ähnliche Selbstsabotage ist häufig Ursache unserer Probleme. Eine negative
Denkspirale blockiert uns, lähmt uns, nimmt Energie, Selbstvertrauen und viele unserer
Möglichkeiten bleiben somit ungenutzt. Dann reichen oft schon „Kleinigkeiten“ wie der Blick
aufs Konto oder wenn das Auto in die Werkstatt muss, um uns aus der Bahn zu werfen.
Das alltägliche Leben hat bei vielen von uns eine unnötige Schwere angenommen, die uns
täglich Lebensfreude und Kraft raubt. Nicht selten bemerken wir es erst, wenn Ängste,
Zwänge, Schlafstörungen, Einsamkeit, Beziehungsprobleme, körperliche Beschwerden, wie
Kopf-, Rücken-, Muskelschmerzen oder dergleichen auslösen.

Angst haben viele von uns in irgendeiner Form: Angst vor der Zukunft, vor Zurückweisung,
Angst zu versagen, nicht gut genug zu sein, verlassen zu werden, vor Menschen, Plätzen,
Terror, Umwelt, Objekten, Situationen, Krankheit und vieles mehr. Angst zieht oft noch mehr
Angst nach sich, sie weitet sich aus – bis es schließlich zur Angst vor der Angst kommt und
wir uns immer mehr zurückziehen, um angstmachenden Situationen auszuweichen. Wir
stecken in der Angstspirale. Nicht selten versuchen wir dann unsere schlechten Gefühle zu
kompensieren. Wir trinken, rauchen oder arbeiten zu viel, lenken uns durch schlechte
Angewohnheiten ab. Keine gute Idee.

Doch wie bekommen wir Ruhe, Gelassenheit und Klarheit in unseren Kopf? Weniger Ängste
und Selbstzweifel, mehr Selbstbewusstsein, Entscheidungsfähigkeit und Lebensfreude? Wie
werden wir wieder zum „Herrchen“ über unsere Gedanken, nicht andersherum? Oft ist die
Realität viel friedlicher als wir sie uns in unseren Köpfen ausmalen. Indem wir lernen, unsere
Gedanken zu beobachten und achtsam wahrzunehmen können wir sie bewusst kritisch
hinterfragen und korrigieren. Was denke ich gerade? Stimmt das wirklich?
In unterschiedlichen therapeutischen Maßnahmen lernen wir negative Denkmuster zu
erkennen und „Grübelprozesse“ gezielt zu unterbrechen. Wir lernen die mögliche Angst
hinter der Angst kennen, lernen zu entspannen und achtsam positive Gedanken zu entwickeln.
Wichtig ist, dass wir uns nicht mit unseren Gedanken identifizieren. Wir sind nicht unsere
Gedanken – wir haben sie. Wenn wir lernen bewusster im Hier und Jetzt zu leben, müssen wir
uns weniger Gedanken um gestern oder morgen machen.

So weit muss es aber erst gar nicht kommen, je früher wir Angstgefühle wahrnehmen, desto
höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir gar nicht erst in den Angststrudel hineingezogen
werden. Eine mögliche Übung wäre hier ein Angsttagebuch zu führen. Wann genau ist die
Angst aufgetreten, was war unmittelbar vorher usw. Solche Übungen helfen, unsere
Aufmerksamkeit zu trainieren. Manchmal stecken wir in einer Sackgasse und brauchen einen
Impuls, eine Inspiration von außen, um uns zurück in ein freies, selbstbestimmtes Leben zu
führen.

Angst entsteht im Kopf und kann auch nur dort überwunden werden. Aber wir müssen was
dafür tun. Etwas anderes als bisher. Wie Albert Einstein schon wusste: „Die reinste Form des
Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
( Scheuen sie sich keinesfalls, bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen!)

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